Rückmeldungen der Lehrkraft sind ein zentraler Teil eines formativen Assessments in allen möglichen Lehr-Lern-Settings. Bei der Projektarbeit sind sie ein wichtiges Mittel, um den Schüler*innen bei der Ausrichtung ihrer Projekte zu helfen. Dies ist besonders effektiv, wenn im Verlauf des Projektes Entwürfe von den Schüler*innen eingefordert werden. Entwürfe bieten uns einen Einblick in den Prozess der Schüler*innen. Wenn wir merken, dass die Schüler*innen sich nicht dort befinden, wo sie sein sollten, können wir mit Feedback eine Kurskorrektur initiieren.
Unsere Rückmeldungen sollen den Schüler*innen helfen, eine bessere Vorstellung von den Qualitäten des angestrebten Produkts zu erlangen. Ich versuche darum, Feedback immer eng an die Qualitätskriterien des Projekts zu knüpfen. Dies funktioniert dann am besten, wenn diese in Frageform formuliert sind.
Damit Feedback wirklich effektiv ist, müssen einige Faktoren beachtet werden, die ich unten unter «Gutes Feedback» zusammengefasst habe. Viele der Ideen stammen vom walisischen Pädagogikprofessor Dylan Wiliam, der den Begriff Formative Assessment mitgeprägt hat. Wiliam unterstreicht mehrmals, dass Feedback nur dann formativ wirken kann, wenn die Lernenden Zeit erhalten, um die Rückmeldung auch umzusetzen. (Wiliam/Leahy 2015, S. 168)
- Four Quarters Marking
- Schriftliches Feedback
- Mündliches Feedback
- Klassenfeedback
- 5 Tipps für gutes Feedback
- 10 Feedback Techniken, um Schüler*innen zum Denken bringen
Four Quarters Marking
Einer der größten Kritikpunkte am projektbasierten Unterricht ist der befürchtete hohe Anteil an Korrekturarbeit. Dazu gibt es aber auch Tricks, wie dieser Aufwand in einem bewältigbaren Rahmen gehalten werden kann. Dazu gehört der bewusste Umgang mit Feedback aber auch eine Delegierung der Qualitätskontrolle an die Schüler*innen selbst.
Dylan Wiliam ist überzeugt, dass die Zeit, die Lehrpersonen bei der Korrektur verbringen, oft nicht zielbringend ist und besser eingesetzt werden sollte. Er empfiehlt darum, die Korrekturzeit auf ein sinnvolles Mass zu reduzieren. Dazu schlägt er ein System vor, das er als “Four Quarters Marking” (Vier-Viertel Korrektur) bezeichnet. Er empfiehlt, dass Lehrpersonen nur ein Viertel der Arbeiten und Entwürfe wirklich mit Feedback versehen. (Jones 2021, S.67)
- Ein Viertel der Arbeiten wird genau gelesen und mit Feedback versehen.
- Ein Viertel wird überflogen und mit einem Klassenfeedback (Zusammenfassung verbreiteter Probleme, Wiederholungen etc.) thematisiert, entweder schriftlich oder mündlich mit der Klasse.
- Ein Viertel wird mit Peer-Feedback versehen, bei dem die Schüler*innen ihre Arbeiten gegenseitig lesen und kommentieren.
- Und ein Viertel soll von den Schüler*innen selbst korrigiert werden. (Z.B. anhand von Checklisten)
Schriftliches Feedback
Wenn wir uns bei der Vergabe von Feedback nach den Geboten des Four Quarters Marking richten, müssen wir alle Wege und technischen Möglichkeiten nutzen, um unseren Feedbackaufwand gering zu halten. Zu wertvoll ist unsere Zeit. In dieser Hinsicht müssen wir die Vergabe von schriftlichesm Feedback auch so weit wie möglich fassen: z.B. als textbasierte, asynchrone Rückmeldung. Dazu können auch Audio und Videoformate gehören.
Wichtig ist, dass es sich um eine Rückmeldung handelt, auf die die Schüler*innen jederzeit zugreifen können und so den Zeitpunkt der Umsetzung selbst bestimmen können. Egal, ob wir die Stifteingabe nutzen, um Korrekturen anzubringen, oder aber die Kommentarfunktion in einem Word-Dokument nutzen, wichtig ist dass wir einen Weg wählen, der für uns zeitsparend ist und für die Schüler*innen hilfreich bei der Umsetzung.
Mündliches Feedback
Wie bereits bei Coaching beschrieben, sind Sprechstunden ein integraler Bestandteil meiner Betreuung von Projekten. Dort erhalten die Schüler*innen ein unmittelbares Feedback zu Ihren Ideen, Konzepten oder Entwürfen. Der Vorteil eines Gesprächs ist die Unmittelbarkeit. Hier kann ich mit ihnen brainstormen, Ideen entwickeln oder ihnen Tipps geben zu Fragen, die sie in diesem Moment beschäftigen.
Hier ist es wichtig, dass sie sich gut auf das Gespräch vorbereiten. Dafür kann man sie beispielsweise dazu auffordern, Fragen schriftlich vorzubereiten. Zudem lohnt es sich sie aufzufordern, sich während oder unmittelbar nach dem Gespräch Notizen zu machen. Nur so kann ansatzweise sichergestellt werden, dass sie die besprochenen Ideen nachher auch umsetzen können.
Klassenfeedback
Eine andere Form von Feedback, das Zeit ersparen kann, ist das sogenannte Whole-Class-Feedback. Ziel ist es, dass ich mich nicht mit jedem einzelnen Entwurf der Schüler*innen auseinandersetze, sondern beim Überfliegen der Entwürfe Gemeinsamkeiten herausstelle. Einerseits kann ich Herausforderungen festhalten, die mehrere Schüler*innen angetroffen haben, oder ich kann einzelne sehr gute Aspekte als Modelle für die anderen aufzeigen.
Das Klassenfeedback kann der Klasse helfen, an die Aspekte des Projektes zu denken, die sie vielleicht bisher vernachlässigt haben. Oder ich kann den Fokus der Schüler*innen auf Herausforderungen lenken, die einige vielleicht erst noch antreffen werden. Zudem kann ich logistische Anforderungen herausstreichen, mit denen einzelne Schüler*innen noch Mühe haben.
5 Tipps für gutes Feedback
Hier sind einige Tipps, wie Feedback besonders wirksam werden kann:
Die Idee, dass Feedback auch Detektivarbeit sein sollte, hängt mit der Absicht zusammen, dass man die Leistung der Schüler an sich stärken will und nicht unbedingt nur die vorliegende Arbeit. Das Feedback soll also nicht zu spezifisch sein, sondern auf allgemeine Problemfelder hinweisen, die es zu verbessern gilt. Z.B. kann man auf Grammatikfehler hinweisen, aber nicht sagen, welche es sind. Oder man bezieht sich auf die Lernabsichten und Qualitätskriterien und weist darauf hin, welche Kriterien noch unzureichend erreicht sind. So müssen die Schüler*innen selbst überlegen, wie sie das Produkt noch optimieren wollen. (Wiliam/Leahy 2015, S. 171)
Wie der vorangehende Tipp bereits bemerkt, sollte Feedback nicht einfach zu lösen sein. Vielmehr soll Feedback für die Schüler*innen zusätzliche Arbeit und eine kognitive Herausforderung bedeuten. Nur so kann ein Lerneffekt erreicht werden. Umgekehrt bedeutet dies aber auch, dass die Schüler*innen unbedingt Zeit erhalten müssen, um das Feedback auch umzusetzen. (Wiliam/Leahy 2015, S. 168)
Feedback allein ist belanglos oder unerheblich. Das Einzige, was zählt ist die die Reaktion der Schüler*innen. Wenn die Schüler*innen keine Gelegenheit erhalten, sich mit dem Feedback auseinanderzusetzen und neue Einsichten anzuwenden, kann man das Feedback auch weglassen. Es ist eine Zeitverschwendung.
Der Umkehrschluss ist, dass, wenn immer Feedback gegeben wird, auch Zeit und Raum gegeben werden soll, sich mit dem Feedback auseinanderzusetzen und es umzusetzen. Im Fall von projektbasiertem Unterricht soll das Feedback, während dem Prozess gegeben werden, so dass die Arbeit, die das Feedback abverlangt auch geleistet werden kann und damit das angestrebte Ergebnis optimiert werden kann. (Jones 2021, S. 80).
Dylan Wiliam hält an verschiedenen Stellen fest, dass sich gutes Feedback sich nicht nur auf das aktuell bearbeitete Produkt bezieht. Die Rückmeldungen der Lehrperson sollen auf einer weiteren Ebene dazu führen soll, dass die Schüler*innen Rückmeldungen erhalten, die ihnen bei einer zukünftigen Steuerung des Lernens helfen.
Gutes Feedback soll die Schüler*innen anleiten ihre Fähigkeiten zu entwickeln und sich Kompetenzen aneignen, die sie auch über das aktuelle Projekt hinaus anwenden können. Kurz gesagt, die Schüler*innen sollen durch das Feedback besser werden.
Die Art und Weise, wie Feedback von den Schüler*innen auf- und angenommen wird, hängt stark von der Beziehung ab, die sie zu der Feedback-gebenden Person haben. Eine vertrauensvolle Umgebung ist also die Voraussetzung dafür, dass die Schüler*innen auch bereit sind, sich auf meine Rückmeldungen einzulassen. (Sackstein 2017, S. 33)
10 Feedback Techniken, um Schüler*innen zum Denken bringen
Hier ist eine Zusammenstellung von 10 Methoden, die Dylan Wiliam für Lehrpersonen zusammengestellt hat.
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© Lukas Pfeifer, 2025