Entgegen der Erwartung, dass die Schüler*innen in der Durchführungsphase sehr selbständig sich in ihre Projekte vertiefen und eigentlich nur zu Beginn der Stunden erscheinen, habe ich als Coach und Betreuer immer viel zu tun.
Einerseits fungieren die Stunden, die die Schüler*innen für die Projektarbeit zur Verfügung erhalten als Sprechstunden, andererseits kann ich die Projekt-Stunden so strukturieren , dass die Schüler*innen sie auch wirklich produktiv nutzen können.
Ziel dieser Strukturierung ist aber auch, dass ich einen Einblick in den Prozess der einzelnen Schüler*innen erhalte. Nur so kann ich erkennen, ob ich zusätzliche Hilfestellungen geben soll oder ob ich gewisse Aspekte des Auftrags nochmals explizit mit der Klasse thematisieren soll.
Sprechstunde
Projektstunden sind immer auch Sprechstunden. D.h. Schüler*innen können bei mir Zeit buchen, in der sie ihre Pläne und Ideen aber auch konkrete Entwürfe mit mir besprechen. Dies ist oftmals zu Beginn des Projekts nötig, wenn es darum geht, einzelne Komponenten des Auftrags zu klären oder ihnen bei der Themenfindung zu helfen.
Diese Einzelgespräche werden bei einem ersten Projekt noch nicht so oft benutzt. Oftmals trauen sich die Schüler*innen anfangs nicht, meine Hilfe in Anspruch zu nehmen, oder sie müssen erst den konkreten Nutzen für ihre Arbeit erkennen. Bei einem ersten Projekt versuchen viele Schüler*innen erstmals so viel wie möglich auf eigene Faust zu erledigen. Oft kamen sie dann erst sehr spät zu mir, wenn kaum mehr Zeit war, grosse Kurskorrekturen vorzunehmen.
Wenn im Unterricht aber regelmässig Projekte durchgeführt werden, werden die Sprechstunden immer sehr rege genutzt, da die Schüler*innen realisieren, dass ich mir Zeit nehme mich ernsthaft mit Ihren Projekten auseinanderzusetzen und das Gespräch und oft auch ein gemeinsames Brainstorming sie wirklich weiterbringt im Prozess.
Mittlerweile hat sich in meinen Klassen folgendes Ritual durchgesetzt. Wenn mehrere Personen ein Gespräch mit mir wollen, schreiben sie ihre Namen untereinander an die Tafel. Nachher setzten sie sich wieder hin und warten, bis sie an die Reihe kommen. Die Gespräche sind zeitlich nicht begrenzt, sondern ich setzte mich so lange mit den Anliegen einer Schüler*in auseinander, bis die nächsten Schritte klar geworden sind. Dann kommt die nächste Person dran und der Name der vorherigen Person wird durchgestrichen.
Etappenziele
Rückmeldungen der Schüler*innen haben gezeigt, dass sie grosse Mühe mit Zeitmanagement haben und es ihnen auch schwer fällt, ihre Projektzeit sinnvoll zu strukturieren. Deswegen habe ich angefangen, Zwischenschritte einzufordern. Dies können je nach Auftrag oder Produktform ganz unterschiedliche Formen annehmen.
Ganz zu Beginn des Projektes kann ich z.B. eine Projektskizze in Form eines Mindmaps einfordern. D.h. die Schüler*innen sind in der ersten Woche gezwungen, sich auf einen Themenbereich festzulegen oder eine Fragestellung zu entwickeln. Im späteren Verlauf des Projekts sollen Entwürfe gezeigt werden. Diese muss nicht immer ich betrachten. Vielmehr bietet sich hier die Gelegenheit, dass die Schüler*innen diese in einem Peer-Feedback-Prozess gegenseitig betrachten und sich Rückmeldungen geben.
Zeitmanagement
Die Etappenziele fungieren auch als Möglichkeit, um das Projekt zeitlich zu strukturieren, dadurch dass die Schüler*innen gezwungen sind, gewisse Teilaufgaben zu einem bestimmten Zeitpunkt fertigzustellen und zu präsentieren.
Gegen Ende des Projektes biete ich mittlerweile an, die fast fertigen Entwürfe mit schriftlichem Feedback zu versehen. Wichtig ist hier, dass die Schüler*innen nach meinem Input noch Zeit haben, das Feedback umzusetzen.
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© Lukas Pfeifer, 2025