Für die Schüler*innen ist es unabdingbar, dass sie zusätzlich zum inhaltlichen Konzept- und Hintergrundwissen, auch konkrete Kompetenzen entwickeln, die im Rahmen des Sachthemas geübt und entwickelt werden. Diese Kompetenzen sollen idealerweise ein integrierter Bestandteil von Lernabsichten und Qualitätskriterien sein. Zudem bilden sie Entscheidungsgrundlage für die Methode, mit der die Kompetenz geübt werden soll
Im projektbasierten Unterricht ist die Anwendung von Methoden der beste Weg, mit dem die Schüler*innen ihr Können im Kontext eines Sachthemas unter Beweis stellen können.
Damit dies gelingt, müssen aber einige Voraussetzungen gegeben sein.
- Die Methode sollte als Anleitung schriftlich ausformuliert und dokumentiert werden.
- Die Methode muss im Unterricht thematisiert und geübt werden.
- Das Ziel der Methode und die angestrebte Qualität sollte an Modellen illustriert werden.
Kompetenzen definieren
Bevor man sich konkreten Produkten zuwendet, die die Schüler*innen im Unterricht erstellen sollen, muss man den Fokus des Lernens weiter fassen und die Frage stellen, was die Schüler*innen, neben dem Wissen an Sachinhalten des Faches als Fähigkeit erlernen sollen. Diese Fähigkeiten sind einerseits fachspezifisch, können oftmals aber auch fachübergreifend eingesetzt werden. Je nachdem sind die zu erlernenden Kompetenzen bereits Teil des Lehrplans oder sie basieren auf der eigenen Erfahrung aus dem Unterricht.
Hier zwei Beispiele aus meinen Fächern
- In Englisch erwarte ich von meinen Schüler*innen, dass sie neben der Schulung von Lese- und Hörverständnis, die Fähigkeit erlangen, qualitativ anspruchsvolle Texte zu schreiben. Für die Textproduktion ist die korrekte Anwendung von grammatikalischen Regeln, einem weitreichenden Wortschatz und einem Verständnis für die Struktur von verschiedenen Textsorten unerlässlich.
- In meinem Geschichtsunterricht gehört die Analyse und Auswertung von Quellen, die Fähigkeit, sich in die Mentalität der Menschen zu einem Zeitpunkt der Geschichte hineinzuversetzen, das selbständige Erarbeiten von geschichtlichen Zusammenhängen und die Aufarbeitung von Themen mit unterschiedlichen Medien zu den Grundkompetenzen des Fachs.
Erst wenn ich diese grundlegenden Kompetenzen identifiziert habe und mir eine Vorstellung gemacht habe, wie diese geübt und gemeistert werden können, kann ich zu der Wahl von geeigneten Methoden übergehen.
Auswahl von Methoden
Wenn die Kompetenzen identifiziert sind, können nun Methoden gewählt werden, mit denen die angestrebten Kompetenzen geübt und gemeistert werden können.
In Englisch umfasst dies die Analyse einer Reihe von unterschiedlichen Textsorten (dazu gehören auch Audio- und Videoformate). Anhand der Analyse werden Qualitäten der jeweiligen Textsorte herausgestrichen. Die Schüler*innen werden dann angeleitet, einzelne Textsorten selbst in einem Produkt umzusetzen. Das kann Briefe, E Mails, Kurzgeschichten, Rezensionen, Aufsätze, Blogartikel etc. umfassen. Für die Erstellung kann dann einerseits Fachvokabular thematisiert werden oder auch grammatikalische Themen können in den Text einfliessen. Z.B. schreibt eine Kurzgeschichte mit 10 Future Tenses und 10 Wörtern aus der Vocabulary-Liste.
Auch in Geschichte umfassen die Methoden grösstenteils Textarbeit. Sie erstellen einerseits mehrere Quellenanalyse, schreiben Tagebucheinträge oder Briefe aus der Perspektive von Zeitgenoss*innen oder erstellen Blog-Einträge, Videos, Audioguides etc., in denen sie ein selbstgewähltes Thema aufarbeiten. Für die Anwendung der verschiedenen Methoden erhalten sie konkrete Anleitungen und Modelle.
Anleitungen von Methoden erstellen
Da Methoden fach- und themenübergreifend angewendet und auch von den Schüler*innen selbständig ausgeführt werden können, bietet es sich an, Anleitungen für bestimmte Methoden niederzuschreiben. Dies ermöglicht es den Schüler*innen auch losgelöst vom Unterricht darauf zuzugreifen. Die Schüler*innen können damit überprüfen, ob sie an alles gedacht haben, oder auch, ob die durchgeführten Schritte den Qualitätsansprüchen einer Methode entsprechen.
In der Anleitung wird die Methode kurz umrissen. Danach werden einzelne Schritte gezeigt, die idealerweise in einer bestimmten Reihenfolge ausgeführt werden können. Gerade wenn eine Methode zum ersten Mal angewandt wird, ist es wichtig, dass sich die Schüler*innen genau an diese Anweisung halten. Mit der Zeit, vor allem wenn Sie die Prinzipien einer Methode besser verstehen, können Sie sich von der rigiden Anleitung lösen und die Methode freier anwenden oder an ihre Bedürfnisse anpassen.
Neben einem schrittweisen Vorgehen kann die Anleitung auch Informationen über den Umfang und die erwartete Qualität erhalten. Diese können aber in der Anleitung noch allgemein gehalten werden. Es lohnt sich, die spezifischen Qualitätsansprüche erst später in einem Beurteilungsraster im Detail auszuarbeiten.
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© Lukas Pfeifer, 2025