Die Korrektur der Projekte ist hoch individuell und auch eng an die Lernabsichten und Qualitätskriterien geknüpft, die für das aktuelle Projekt verfasst worden sind. Der Fokus der Korrektur soll darauf liegen, die abgegebenen Produkte mit den Qualitätskriterien abzugleichen und zu überprüfen, welche Qualitäten erreicht worden sind. Die Korrektur muss aber noch nicht zwingend an Noten und Punkte geknüpft werden. Je nach Setting können die Schüler*innen nochmals Gelegenheit erhalten, ihre Produkte zu überarbeiten.
Beurteilungsraster anpassen
Am Ende eines Projektes, kommt der Moment, an dem die Schüler*innen die fertigen Produkte oder fortgeschrittene Entwürfe zur Durchsicht und Korrektur einreichen. Die Schüler*innen haben sich eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt und an ihren Produkten gearbeitet. Im Idealfall haben sie sich mit ihren Peers ausgetauscht und die Qualitätskriterien genutzt, um die erreichten Qualitäten ihrer Arbeit zu überprüfen.
Jetzt sind die meisten Schüler*innen in einer Position, auch zu reflektieren, ob die vorgegebenen Qualitätskriterien auch wirklich den Qualitäten ihrer eigenen Produkte entsprechen. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um zusammen mit der Klasse das Beurteilungsraster nochmals durchzugehen und gemeinsam Anpassungen vorzunehmen. Je nach dem wurde bei der Erstellung des Rasters ja eine Kategorie offen gelassen. Die Schüler*innen können nun in Gruppen Vorschläge machen, was ich bei der Korrektur berücksichtigen und in der Bewertung honorieren könnte.
Redos and Retakes
Ein grosses Frustpotential des projektbasierten Unterrichts besteht darin, dass man Produkte zurückerhält, die die klar gesteckten Mindestanforderungen nicht erfüllen. Oftmals wäre wohl nur eine gut platzierte Rückmeldung nötig gewesen, um die Qualität des Produktes zu verbessern. Trotzdem bin ich nach der Abgabe gezwungen, eine Note zu setzen.
Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, besteht darin, die Schüler*innen nach der Korrektur die Arbeiten nochmals überarbeiten zu lassen. Ich gewähre ihnen einen sogenannten «Redo». Dies steigert nicht nur die Qualität der Produkte, sondern stärkt den Lernprozess. Es lenkt den Blick auf die Qualitäten einer Arbeit und gibt den Schüler*innen nochmals die Möglichkeit, die eigene Arbeit mit den Qualitätskriterien abzugleichen. Zudem fördert ein solches Vorgehen eine Fehlerkultur. (Feldman 2019, S. 202)
Gleichzeitig ist dies natürlich zeitaufwendig. Im Sinne des «Four Quarters Marking», bei dem ich den Korrekturaufwand auf ein sinnvolles Mindestmass reduziere, bin ich dazu übergegangen, von den Schüler*innen einen relativ ausgearbeiteten Entwurf eine Woche vor der definitiven Abgabe einzufordern. Sie können aber selbst entscheiden, ob sie von diesem Angebot Gebrauch machen wollen. Dieser Entwurf wird von mir genau durchgelesen und mit schriftlichem Feedback versehen. Dazu nutze ich die Kommentar-Funktion in Word. Die Schüler*innen können meine Kommentare abarbeiten, sollen diese aber im Dokument stehen lassen.
Um jetzt zu verhindern, dass sich der Korrekturaufwand verdoppelt, kann man die Schüler*innen anweisen, alle Änderungen im «Überprüfen»-Modus in Word vorzunehmen. So sehe ich alle vorgenommenen Änderungen auf einen Blick und kann in wenigen Schritten beurteilen, ob die Überarbeitung eine wirkliche Besserung der Arbeit mit sich bringt.
Erst nachdem die Schüler*innen die Möglichkeit hatten, mein detailliertes Feedback umzusetzen, kann ich nun zur Beurteilung der Arbeit übergehen.
Punktezwischenstand
Es wäre auch möglich, bei diesem Feedback einen summativen Zwischenstand in Form von Punkten zu geben und den Schüler*innen so aufzuzeigen, was sie noch verbessern müssten, um auf eine bessere Note zu kommen.
Dies möchte ich aber vermeiden. Sobald ich meine Rückmeldung in irgendeiner Form an eine Ziffernbewertung knüpfe, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Schüler*innen nur noch einen Minimalaufwand betreiben, um die nötigen Punkte zu erhalten. Dabei entsteht die Gefahr, dass sie wiederum die eigentlich angestrebten Qualitäten des Produkts aus den Augen verlieren.
Effizienter ist es, mit der Ummünzung der erreichten Qualitäten auf eine Ziffernnote bis zum allerletzten Moment zu warten. Mit der Vergabe der Note ist für die Schüler*innen schliesslich das Lernen abgeschlossen. (Nölte & Wampfler 2021, S. 29)
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© Lukas Pfeifer, 2025