Ein Gespenst geht um im Kanton Basel-Stadt - das Gespenst der Noteninflation. Beinahe unmerklich steigen die Notenschnitte wie auf einem Quecksilber-Thermometer an einem heissen Sommertag. Zuerst sind es nur ein paar einzelne Schüler:innen, plötzlich werden ganze Klassen mit positiven Bewertungen beglückt. Gute Noten überall. Lachende Kinder. Ein Albtraum!
Schliesslich sind Noten die (einzige) Währung, mit der die Schüler:innen ihre Klassen- und Stufenübertritte erkaufen können. Es gibt keine anderen Möglichkeiten, wie sie ihre Fähigkeiten und erworbenen Kompetenzen nachweisen können. Noten sind alternativlos. Gleichzeitig sind sie ungenau, subjektiv und fehleranfällig. Sie repräsentieren keinen fixen Wert, dafür wirken zu viele willkürliche Faktoren bei ihrer Erstellung mit. Darum besteht aber stets die Gefahr, dass die Notenschnitte zu hoch werden und es zu einer Noteninflation kommt. Dies kann unangenehme Fragen aufwerfen. Wenn die Noten zu hoch sind, wie wissen wir dann noch, wer gut ist? Dürfen Eltern noch stolz sein, wenn die Tochter eine 5.2 erhält? Und wer darf dann noch ans Gym? Deswegen braucht es stetige Systempflege, um den Wert der Noten konstant (niedrig) zu halten.
In einer solchen Notenökonomie, in der Noten gegen Waren eingetauscht werden können, wird eine Noteninflation (echt oder nicht) als eine akute Gefahr für das gängige Selektionsverfahren angesehen. Es ist also nachvollziehbar, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen, um die Stabilität dieser Währung zu schützen und die schleichende Seuche der Noteninflation zu bekämpfen. Genau dies ist 2018 in Basel-Stadt passiert.
- Das Notenband als regulatorischer Quick Fix
- Was bleibt vom Notenband?
- 1. Das Notenband setzt uns Lehrpersonen unter Druck
- 2. Das Notenband fördert eine defizitorientierte Bewertungskultur
- 3. Das Notenband untergräbt meine Beziehung zu den Schüler:innen
- Was macht das Notenband eigentlich mit den Schüler:innen?
- Nützts nüt, so schadts nüt
- Literatur
Das Notenband als regulatorischer Quick Fix
2018 sah sich das Erziehungsdepartement (ED) mit einer Zulassungsquote zum Gymnasium von 41.2% konfrontiert. Fast doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt. Viel zu wenige (6%) wählten eine Berufslehre. Mit der Implementierung der neuen Sekundarschule hatte sich das ED viel vorgenommen. Einerseits wollte man die Berufslehre stärken und gleichzeitig die Gymnasialquote stabilisieren. Mit diesen Zielen war man grandios gescheitert (Erziehungsdepartesment 2018).
Die nun gewählten Massnahmen sorgten jedoch nicht nur in Basel für Verwunderung (Aargauer Zeitung 2018). Denn der Übeltäter war schnell ausgemacht. Wie damals der Leiter der Volksschule Dieter Baur behauptete: Schülerinnen und Schüler seien «zu einfach zu guten Noten gekommen» (BAZ 2018). Beweise wurden keine vorgelegt. Trotzdem war das Aufatmen beim ED spürbar. Ein Hebel für die Regulierung war gefunden. It’s the Noten, stupid!
Dies führte nun zu dem Beschluss, der im Mai 2018 in einer Pressekonferenz der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt wurde:
Im Klartext bedeutet dies also, dass egal wie leistungsstark eine Klasse ist, der Notenschnitt darf nicht über 4.99 liegen. Dieses Notenband, wie es bald genannt wurde, entwickelte sich schnell zu einer neuen Ultima Ratio der Notengebung. Schulleitungen wurden per Weisung instruiert, Lehrpersonen mit hohen Klassennotendurchschnitten zu Gesprächen zu zitieren. Oder am besten gleich vor versammelter Mannschaft an Zeugniskonferenzen zur Rede zu stellen, so dass alle aus ihren Vergehen lernen können. Der Fiebertraum der Apparatschiks war wahr geworden.
Was bleibt vom Notenband?
Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen seit dem Erlass der Weisung und sie hat ohne Zweifel Wirkung gezeigt. Das ED durfte bereits im Folgejahr einen Erfolg verbuchen: die gymnasiale Zulassungsquote sank wieder auf akzeptable 37.2% (Erziehungsdepartement, 2019). Ob die Senkung auf das Notenband zurückzuführen ist, wurde nicht transparent gemacht. Generell wurde das Notenband gar nicht erwähnt. Die Weisung wurde stillschweigend beibehalten und gilt bis heute.
Was für das ED als regulatorische Erfolgsstory verbucht werden kann, hat im schulischen Alltag jedoch tiefe Spuren hinterlassen. Das Notenband ist verantwortlich für Unmut, Misstrauen und einen ungesunden Fokus auf Zahlen und Selektion, statt das Lernen der Schüler:innen in den Mittelpunkt zu stellen.
Anhand von drei Thesen möchte ich aufzeigen, wie sich das Notenband auf uns Lehrpersonen auswirkt. Ich behaupte, dass das Notenband Lehrpersonen ermutigt, sich auf die Defizite ihrer Schüler:innen zu konzentrieren und im gleichen Zuge fortschrittliches Denken, das im momentanen digitalen Wandel höchst notwendig wäre, untergräbt. Dies ist nicht nur hinderlich für den Lernerfolg unserer Schüler:innen, das Notenband ist schlichtweg schädlich für das Basler Bildungswesen.
1. Das Notenband setzt uns Lehrpersonen unter Druck
Auch wenn die abstrakte Gefahr der Noteninflation schon früher durch die Schulhäuser geisterte, wurde sie nun an konkrete Repressionen gekoppelt. Wir Lehrpersonen stehen nun unter Generalverdacht. Wenn ich als Lehrperson einen Notenschnitt von 5.01 verantworten will, muss ich ihn neu vor meinen Vorgesetzten rechtfertigen und meine Notenpraxis offenlegen oder noch schlimmer ich werde vor meinem Klassenteam für mein Vergehen blossgestellt.
Dazu kommt noch die Verstärkung der Stigmas, die hohe Noten sowieso schon mit sich bringen. Mit der öffentlichen Brandmarkung meiner (zu hohen) Schnitte, werde ich als mild und nachsichtig abgestempelt. Mein Unterricht ist scheinbar nicht anspruchsvoll genug, was wiederum Rückschlüsse auf meine Kompetenz als Lehrkraft zulässt.
Dies alles muss ich in Kauf nehmen, falls ich mich entschliesse, meine Notenpraxis nach Wissen und Gewissen durchzusetzen und bereit bin auch einen Schnitt über 5.0 als Ausnahme zu rechtfertigen. Das braucht ein dickes Fell und eine abgesicherte Position, in der ich mir eine kritische Untersuchung leisten kann oder es mir schlicht egal sein kann.
Wer sich aber nicht dieser Inspektion unterziehen will, wer erst kurze Zeit unterrichtet und bei der Notenvergabe noch unsicher ist, wer über keine Festanstellung verfügt oder schlicht und einfach keinen Bock auf Kritik von oben hat, die wird Wege suchen, ihre Noten in das vorgegebene Band zu zwingen.
Wie wir sehen werden, wird dabei die Benotung weder objektiver noch gerechter.
2. Das Notenband fördert eine defizitorientierte Bewertungskultur
Um diese Repressionen zu vermeiden, muss ich nun auf Biegen und Brechen auf meine Notengebung einwirken. Dafür haben wir Lehrpersonen ein breites Spektrum an Optionen. Die Ausgangslage für eine erfolgreiche Manipulation meiner Notenschnitte ist die einfache Erkenntnis, dass ungenügende Noten notwendig sind. Sie sind der einfachste Weg, Schnitte auszugleichen, da doch immer ein paar renitente Schüler:innen sehr gute Noten erreichen.
Hier also ein paar gängige Methoden, um ungenügende Noten zu erzeugen:
Spoiler Alert
Keine der vorgestellten Massnahmen wirkt sich positiv auf das Lernen der Schüler:innen aus, aber alle werden rege verwendet, um Notenschnitte zurechtzubiegen. Hand hoch, wer noch nie eine davon angewendet hat. Na, dachte ichs mir doch.
- Ich sollte mich auf summative Prüfungen beschränken, bei denen das Lernen einmal am Ende einer Unterrichtseinheit überprüft wird und die Schüler:innen möglichst wenig Handlungsspielraum haben. Dort kann ich auch das Setting besser kontrollieren.
- Ich gebe mir grosse Mühe, meine Prüfungen schwierig zu gestalten. Dies beginnt bei der Auswahl der Fragen. Einfaches Abfragen von Wissen, wird den Fleissigen entgegen kommen, aber wenn ich einzelne obskure Fakten aus meinem Unterricht abfrage, kann ich auch denen ein paar Punkte abziehen.
- Zudem helfen schwierige Transferfragen oder Fragenformate, die wir nicht geübt haben, um die Schüler*innen bei der Prüfung aus dem Konzept zu bringen.
- Diese kann ich dann auch noch mit hohen Punktzahlen gewichtet, so dass es schwer fällt, die volle Punktzahl zu erreichen.
- Wenn wir schon bei Punken sind. Diese schreibe ich am besten nicht auf das Testpapier. So kann ich nachher die Punktzahl noch für meine Zwecke anpassen.
- Ich kann bei Prüfungen auf ganz spezifische Lösungswege bestehen und jegliche Abweichungen mit Abzügen taxieren, auch wenn sie auf das richtige Ergebnis kommen. So kann ich auch verhindern, dass meine Schüler:innen kreative Wege nutzen, um meine Aufgaben zu lösen.
- Ich kann auch einfach sehr viele Aufgaben geben und gleichzeitig die Zeit begrenzen. Unter Zeitdruck fällt den Schüler:innen das Denken schwerer. Das ist perfekt, wenn ich dafür sorgen möchte, dass sie Punkte verlieren.
- Ich kann auch ausserhalb des Sprachunterrichts Punktabzüge geben, wenn sprachliche Standards nicht eingehalten oder erreicht werden. Dort helfen mir besonders Schüler:innen mit Migrationshintergrund, den Notenschnitt runterzuholen.
Dazu kommen aber auch Massnahmen, die es unbedingt zu vermeiden gilt, wenn ich sicherstellen will, dass meine Notenschnitte nicht zu hoch werden…
- Ich sollte auf offene Leistungserhebungen wie Open Media verzichten. Diese Settings sind zwar authentischer, aber sie bergen die Gefahr, dass die Schüler:innen wirklich zeigen können, was sie können, ohne dass ich willkürliche Punktabzüge machen kann.
- Generell sollten neue Wege der Leistungserhebung gemieden werden. Diese sind vielleicht zukunftsträchtiger, aber das Risiko ist einfach zu hoch, dass es sich auf meine Notenschnitte auswirkt.
- Ich sollte meinen Schüler:innen generell so wenig Hilfestellungen und Unterstützung bieten wie möglich.
Dies sind nur ein paar Ideen, wie ich meine Notenschnitte ED-konform halten kann. Wie wir sehen, spornt das Notenband uns zu ungeahnter Kreativität an, wenn es darum geht, eine defizitorientierte Benotung auch im 21. Jahrhundert zu kultivieren. Es fällt hier aber auch nicht schwer, den Umkehrschluss zu fällen: das Notenband steht einer zukunftsgerichteten und auf Formative Assessment ausgelegten Bildung schlicht im Weg. Aber es kommt noch schlimmer.
3. Das Notenband untergräbt meine Beziehung zu den Schüler:innen
Die Beziehung zu meinen Schüler:innen ist eine grundlegende Voraussetzung, dass sie erfolgreich lernen können. Dazu braucht es Vertrauen und Sicherheit. Die Schüler:innen müssen darauf vertrauen, dass ich sie bei ihren Lernschritten unterstütze und ihnen die Sicherheit gebe, Fehler zu machen, ohne bestraft zu werden, damit sie sich weiter entwickeln können. Dies wirkt sich unweigerlich auf ihre Motivation und Bereitschaft aus, etwas lernen zu wollen, anstatt nur eine Liste von Anforderungen zu erfüllen. Je mehr ich in diese Beziehung investiere, desto mehr entferne ich mich von einer Position der Autorität und desto eher gelingt es mir, auf Augenhöhe auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen.
Der traditionelle Unterricht mit seiner Tendenz zum lehrpersonenzentrierten Unterricht und zu ausschliesslich summativen Prüfungen ist ohnehin schon schlecht geeignet, eine solche Beziehung aufzubauen. Das Notenband verunmöglicht dies aber erst recht.
Wenn ich hohe Notenschnitte verhindern will, fokussiere ich mich auf die Schwächen meiner Schüler:innen. Ich bin nicht nur froh um jede schlechte Leistung, ich freue mich regelrecht, wenn ich eine ungenügende Note vergeben kann. Zudem muss ich für jede herausragende Leistung in einer Klasse, die ich mit einer hohen Note honorieren möchte, eine korrespondierende schlechte Leistung finden, um den Notenschnitt unter 5 zu halten. Hier wird ein Mindset geschaffen, bei dem ich geradezu auf das Versagen einiger Schüler:innen hoffe.
Dies ist aber nur der erste Schritt. Denn sobald ich die schlechten Noten zurückgebe, muss ich mich auf Widerstand und Emotionen gefasst machen und ich muss bereit sein, meine Bewertungen gegenüber den Schüler:innen zu rechtfertigen. Selbstverständlich ohne ihnen eine allzu tiefen Einblick in meine Bewertungstechniken zu geben. Das braucht starke Nerven und kann nur aus einer Position von klar definierter Autorität geschehen.
Da mir das Notenband nur wenig Spielraum bei diesen Verhandlungen erlaubt, muss ich fast automatisch eine antagonistische Position einnehmen und versuchen, die Verhandlungen zu untergraben und zu stören. Die Folge davon sind Argwohn, Misstrauen und Unmut. Keine gute Voraussetzung für nachhaltiges Lernen.
Was macht das Notenband eigentlich mit den Schüler:innen?
Das Notenband übt also Druck aus, schafft ein negatives Mindset und untergräbt meine Beziehung zu den Schüler:innen. Bei diesen Überlegungen habe ich die Sicht der Schüler:innen aber völlig ausser Acht gelassen. Dabei wäre es spannend zu wissen, wie sich das Notenband auf sie auswirkt. Ich habe mal nachgefragt.
Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Schüler:innen wissen nicht, dass das Notenband existiert. Auf der Seite der Lernenden wurde die Neuerung von 2018 wohl kaum wahrgenommen. Zu kurz ist ihr Erfahrungshorizont, zu normal der Stress, der Leistungsdruck, das ständige Vergleichen mit den Kamerad:innen.
Als ich meinen Schüler:innen vor nicht allzu langer Zeit erklärte, dass wir Lehrpersonen schlechte Noten brauchen und das System darauf ausgelegt ist, dass immer jemand ungenügend sein muss, fielen sie aus allen Wolken. Es fühlte sich an, als würde ich sie in eine Verschwörung einweihen, die auf ihr Versagen ausgerichtet ist. Viele waren absolut entsetzt.
Klar, ihnen war bewusst, dass sie sich in einem Leistungssystem befinden und dass schlechte Noten zum Schulalltag gehören, aber sie hatten nicht damit gerechnet, dass sie eine system-inhärente Notwendigkeit waren, die durch das Notenband erzwungen wird. Kein Wunder, wurden sie mit der Realisation zurückgelassen, dass sie in einem “rigged game” gefangen sind, in dem wir Lehrpersonen auf ihre Schwächen abzielen.
Schlussendlich bedeutet diese Realisation aber nicht viel für ihren Alltag. Schliesslich ist die nächste Prüfung und damit neue Notenpunkte bereits am Horizont. Da bleibt keine Zeit, über solch existenzielle Fragen nachzudenken. The rat race must go on.
Nützts nüt, so schadts nüt
Wie wir sehen, bietet das Notenband kaum Vorteile für uns Lehrpersonen. Sicher, wenn mir ein hierarchischer Graben zwischen mir und meinen Schüler:innen wichtig ist und ich meine Autorität stärken will, dann finde ich im Notenband Bestätigung, Legitimierung und konkrete Hilfestellungen. Wenn ich aber eine gute Beziehung zu meinen Schüler:innen auf Augenhöhe anstrebe und ich sie bei ihrem Lernen so gut wie möglich unterstützen möchte, dann gerate ich durch das Notenband in eine unmögliche Situation. In einem Lernumfeld, in dem sich Schüler:innen geborgen fühlen, in dem sie Fehler machen dürfen, ohne bestraft zu werden und in dem sie stetig die Möglichkeit haben, sich zu verbessern, haben ungenügende Noten keinen Platz. Diese sind dann eigentlich nur bei Arbeitsverweigerung möglich. Doch das lässt das Notenband nicht zu. Im Gegenteil. Es löst bei allen direkt Beteiligten Angst, Stress, Missgunst und Unmut aus. Es begünstigt eine defizitorientierte Sicht auf die Schüler:innen, verstärkt das Machtgefälle und zwingt uns, unsere Macht gegen die Schüler:innen einzusetzen und ihre Schwächen auszunutzen.
Niemand bestreitet, dass Basel eine hohe Gymnasialquote hat. Zudem ist statistisch erwiesen, dass Basler Studierende öfter als andere ihr Studium abbrechen (BZ 2018b). Dies sind aber die einzigen belegbaren Fakten. Sind Basler Maturand:innen wirklich schlechter vorbereitet auf ein Studium? Bedeutet ein Studienabbruch wirklich einen Misserfolg oder gibt es auch andere Nutzen für diese Reifeprüfung? Gibt es wirklich weniger Studienabbrüche, wenn man die untersten 10% der Maturitäten wegkürzt? Gibt es überhaupt eine Korrelation zwischen Notenschnitten und Studienabbrüchen und wenn ja, kann eine Kausalität nachgewiesen werden (Pfister 2019)? Bei diesen Fragen kann von allen Beteiligten nur spekuliert werden (NZZ 2019).
Auch das Erziehungsdepartement bleibt bis heute den Beleg schuldig, dass die Senkung der Gymnasialquote wirklich auf das Notenband zurückzuführen ist. Korrelation und Kausalität können nicht einfach gleichgesetzt werden. Wenn man die schädlichen Folgen des Notenbands in Betracht zieht, darf man schon triftigere Begründungen erwarten, als die Behauptungen, die die Vertreter des EDs uns angeboten haben. Hier fehlt eine transparente Kommunikation von Seiten des Erziehungsdepartements, die den Nutzen dieser Weisung differenziert darlegt, mögliche Alternativen aufzeigt, vielleicht ein Ende dieser Massnahme in Aussicht stellt, wenn gewisse Ziele erreicht sind, oder gar anerkennt, dass sie damit Schaden anrichtet.
Wie der emeritierte Professor für Educational Assessment, Dylan Wiliam, im November 2023 schrieb:
"So, what does education need next? Quite simply an agreement that any time a change is proposed, the proposer should answer two questions:
- What will be better if the changes are made?
- What will be worse if the changes are made?
Any proposals for which the answer to the second question is “nothing” should immediately be rejected as unserious. There will always be trade-offs. We can’t avoid that. What we can do is make sure that the trade-offs are the result of careful planning and discussion so that the consequences are anticipated, and intended." (Wiliam 2023)
Diese Mindestanforderung des Abwägens von unerwünschten Nebenwirkungen und einer vorsichtigen Planung und Diskussion der Optionen erfüllt das Erziehungsdepartement aber bei weitem nicht. “Nützts nüt, so schadts nüt” ist eine erbärmliche Devise, wenn es um die Bildung unserer Jugend geht.
Literatur
Basler Zeitung (2018). Schüler sollen tiefere Noten erhalten. 16.5.2018. Abgerufen von: https://www.bazonline.ch/schueler-sollen-tiefere-noten-erhalten-371268678225
Bischoff, Viviane (2018). Student oder Büezer? Das hängt auch vom Wohnort ab. SRF, 24.5.2018. abgerufen von: https://www.srf.ch/news/schweiz/steigende-maturitaetsquoten-student-oder-bueezer-das-haengt-auch-vom-wohnort-ab
Erziehungsdepartement (2018). Massnahmenpaket der Basler Schulen zur Stabilisierung der Übertrittsquoten. [Medienmitteilung], 16.5.2018. Abgerufen von: https://www.ed.bs.ch/nm/2018-massnahmenpaket-der-basler-schulen-zur-stabilisierung-der-uebertrittsquoten-ed.html
Erziehungsdepartement (2019). Die Schülerzahlen steigen, die Gymnasialquote sinkt. [Medienmitteilung], 12.8.2019. Abgerufen von: https://www.ed.bs.ch/nm/2019-die-schuelerzahlen-steigen-die-gymnasialquote-sinkt-ed.html
Nock, Yannick (2018). Experten fordern: Mehr Jugendliche sollen ans Gymi – sonst hat die Schweiz ein Problem. Aargauer Zeitung, 30.6.2018. Abgerufen von: https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/experten-fordern-mehr-jugendliche-sollen-ans-gymi-sonst-hat-die-schweiz-ein-problem-ld.1514814
Hufschmid, Samuel (2018a). Wie konnte das passieren: Geht in Basel bald jeder Zweite ans Gymi? BZ, 5.4.2018. Abgerufen von: https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/wie-konnte-das-passieren-geht-in-basel-bald-jeder-zweite-ans-gymi-ld.1495573
Hufschmid, Samuel (2018b). Basler Maturanden sind die erfolglosesten Studenten der Schweiz – Baselbieter dafür top. BZ, 19.05.2018. Abgerufen von: https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/basler-maturanden-sind-die-erfolglosesten-studenten-der-schweiz-baselbieter-dafur-top-ld.1505378
Pfister, Andreas (2019). Mehr, dafür bessere Maturanden. Gymnasium Helveticum 02/2019. Abgerufen von: https://www.vsg-sspes.ch/fileadmin/user_upload/publikationen/Gymnasium_Helveticum/GH-Digital/GH_2019_02_d_13-14_Pfister_Bessere-Maturanden.pdf
Rhyn, Larissa (2019). Der Bund hält Daten zum Studienerfolg der Maturanden unter Verschluss. NZZ, 12.6.2019. Abgerufen von: https://www.nzz.ch/schweiz/maturanden-bund-haelt-daten-zum-studienerfolg-unter-verschluss-ld.1486816
Wiliam, Dylan (2023). In: SSAT. Beyond Manifestos - What does education need next? The Schools, Students and Teachers Network. London. Abgerufen von: https://webcontent.ssatuk.co.uk/wp-content/uploads/2023/11/24091601/SSAT-Beyond-Manifestos-Pamphlet.pdf
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